frauenforum KölnBonn - Initiative gegen emotionale Gewalt

Bin ich betroffen von emotionalem Missbrauch

Bin ich betroffen von emotionalem Missbrauch?

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Erlebe ich Gewalt?

Wer denkt, diese Frage sofort beantworten zu können, irrt im allgemeinen. Viele lassen die "emotionale Gewalt" in Ihrem Denken oft aussen vor. Diese kommt aber häufiger zum Einsatz als gedacht. Bleibt sie im normalen Rahmen, ist sie ein Teil unseres Lebens. Keiner kann sich davon frei sprechen, auch nicht davon, diese Art der Gewalt schon einmal selbst eingesetzt zu haben. Was ist aber schon emotionale Gewalt und was ist noch akzeptables Verhalten?

Im Internet kursieren viele Seiten mit Informationen, Listen und Fragebögen zu dieser Frage. In diesem Beitrag möchte ich deshalb einmal ganz anders an dieses Thema herangehen, da hier die Wahrnehmung und die Akzeptanz des Opfers eine große Rolle spielt.
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Psychische Gewalt - emotionaler Missbrauch

Emotionale Gewalt kommt meist auf leisen Sohlen daher. Sie wird zunächst kaum beachtet und nicht als Gewaltform wahrgenommen. Gehört das negative Verhalten anderen Menschen jedoch irgendwann zum persönlichen Alltag, wird der Unterschied schnell deutlich. Die Frage, ob es sich bei diesem Verhalten um emotionalen Missbrauch handelt, ist trotzdem extrem schwer zu beantworten. Wie gesagt, jeder Mensch ist davon hin und wieder betroffen und ganz sicher passieren diese Ausrutscher jedem einmal. In einer Beziehung entstehen so ganz verschiedene Verhaltensmuster, die manchmal in einer Abwärtsspirale enden. Hier beginnt im allgemeinen der Missbrauch.

Setzt der Partner sein negatives Verhaltensmuster bewusst strategisch und immer wieder ganz gezielt ein, um sich Vorteile zu sichern und seine wahren Beweggründe zu verschleiern, wird es sehr unschön.

Der Mensch, der dieses Verhalten aushalten muss, fühlt sich bald schlecht und klein. Hinzu kommt, dass der unterschwellig aggressive Partner immer wieder signalisiert, der andere sei selbst schuld an seinem Unglück und hätte das unschöne Verhalten verdient. So werden die Weichen für weitere "Partnerschaftsgewalt" gestellt.

Die Partnerin stellt sich immer mehr in Frage und wird vom eigenen Partner nicht aufgefangen, sondern weiter unter Druck gebracht. Wenn dieses Gefühl in einer Partnerschaft auftaucht, sollte "frau" sich unbedingt fragen, wo die Gründe dafür tatsächlich liegen.
Stellt sie fest, dass dieses Verhalten mehr oder weniger ihren Alltag prägt, wird es Zeit etwas intensiver darüber nachzudenken. Wer sich unbewusst immer wieder fragt, ob das eigene Verhalten in Ordnung ist und wie "frau" sich verhalten muss, damit das Leben mit dem Partner gelingt, ist bereits in einer gewaltgeprägten Beziehung angekommen.

Gleichberechtigung? Nein Danke!

In einer Partnerschaft streben im allgemeinen zwei Personen danach, die gegenseitigen Bedürfnisse zu berücksichtigen. Wenn ein Partner dem anderen aber immer wieder signalisiert, dass er nicht "richtig" ist, in dem "was" er ist und mit dem was er möchte, verliert die Beziehung an Gleichgewicht. Wenn der eine Partner sich immer mehr danach ausrichten muss - die Bedürfnisse des anderen zu erfüllen und sich selbst dabei vergisst, verliert er vielleicht nicht seinen Partner, aber ganz bestimmt sich selbst.

Das hat natürlich Folgen. Wer seine Identität verliert, richtet sich unbewusst noch mehr nach seinem Partner, um den Halt nicht zu verlieren. Er wird damit zu einem Objekt, welches sich beliebig kontrollieren und steuern lässt.

Warum geht der Partner so perfide vor?

In der Beziehung mit einem Narzissten beispielsweise wünscht sich der erkrankte Partner die völlige Gleichschaltung "seiner" Partnerin mit ihm selbst. Die Anerkennung ihrer Individualität, als Ausdruck ihrer Persönlichkeit - ist für ihn eher hinderlich und wird unterdrückt. Mit seinem unbemerkt destruktiven Verhalten bekommt "er", was "er" möchte. Die Partnerin orientiert sich unmerklich immer mehr nach ihm und verliert dadurch mehr und mehr ihre eigene Identität. Es sind die narzisstischen Anteile des Aggressors, die ihn mit dieser Gewaltform vorgehen lassen.

So hat "er" die Kontrolle über die Beziehung und stellt sicher, dass sein Opfer sich von ihm abhängig fühlt und ihm deshalb mehr Bestätigung, Zuneigung und Bewunderung gibt. Der Gedanke, dass er diese Zuwendung auch ohne diesen Umweg erhalten könnte, ist für ihn unrealistisch.
In seinem Vorgehen hat er nicht den geringsten Anflug von einem schlechtem Gewissen. Im Gegenteil. Seine Bestrebung, jegliche Kritik an seiner eigenen Person auszuschalten und seine Partnerin in seinem Sinne zu beeinflussen, steht für ihn im Vordergrund.
Warum er dieses Ziel immer wieder anstrebt, ist noch ein anderes Thema. Hauptsächlich geht es ihm darum, seinen eigenen persönlichen, inneren Frieden zu sichern. Nur - Objekte sind austauschbar und so fühlt sich der Mensch neben ihm dann auch bald, ohne die wirklichen Hintergründe dafür sofort erkennen zu können.

Die Folgen der seelischer Misshandlungen

Unter diesem Verhalten verbiegt sich die Frau und benimmt sich immer mehr fremdbestimmt, obwohl es ihr das lange Zeit gar nicht bewusst werden mag. Bald wird es zu ihrem "Alltag", sich dem schwierigen, manchmal schweigsamen und versteckt aggressiven Menschen an ihrer Seite anzupassen.
Die Beziehung zu hinterfragen oder den Partner in Frage zu stellen wird immer unwichtiger, weil dieser ihr immer mehr signalisiert, sie sei an "seinem" Verhalten selbst schuld hat.
Der unterschwellig aggressive Partner fühlt sich völlig im Recht, andere mit "emotionalen" Mitteln zu strafen, wenn sich diese - seiner Ansicht nach - in minderwertige und fehlerhafte Wesen verwandeln, die bestraft werden "müssen". Und genau das lässt er die Partnerin mit seinem Verhalten unterschwellig auch immer wieder spüren. Egal um was es geht, reagiert die Partnerin nicht wie vorgesehen oder bekommt er nicht was er von ihr erwartet, hat das Opfer selbst schuld an dieser Misere und soll seine Bestrafung klaglos hinzunehmen.
Die Verantwortlichkeit seines Verhaltens schiebt er unbemerkt und manipulativ seinem Opfer in die Schuhe. Die Eigenarten und Einzigartigkeit seiner Partnerin anzuerkennen und zu respektieren, gelingt ihm nicht.

Fazit

Du versuchst die wirklichen Gründe für alles zu finden, aber es gibt keine. Du fühlst dich der Situation nicht gewachsen und dieses Gefühl wird zur Normalität.
In dieser Situation wird das Opfer vom Aggressor gerne zum Arzt geschickt, der die Partnerin wieder "richten" soll. Dieser stellt dann fest, dass mit ihr alles in Ordnung ist und sie sich schlicht in einer destruktiven Beziehung befindet.
Es wird Zeit, sich mit dem Problem auseinanderzusetzen.
Es wird Zeit, sich mit dem Thema: "Narzisst" zu beschäftigen.
Es fühlt sich an, als wäre er dein Feind?

Er ist dein Feind !

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