frauenforum KölnBonn - Initiative gegen emotionale Gewalt

Abhängigkeit in narzisstischen Beziehungen

Emotionale Abhängigkeit in Beziehungen

Innerhalb einer funktionierenden Partnerschaft sollte das Erleben seelischer Gewalt kein Dauerthema werden. Es sollte selbstverständlich sein, dass die Partner gegenseitig darauf achten, sorgsam miteinander umzugehen. Trotzdem halten viele betroffene Frauen den beständigen Umgang mit diesem schwierigen Thema, und dass übergriffige Verhalten des Partners, für normal und hoffen insgeheim auf eine Besserung. Was wirklich normal ist, entscheidet natürlich jeder selbst. Sich um Informationen zu bemühen, wie andere mit dieser Thematik umgehen oder umgegangen sind, kann hilfreich sein.

Ich bleibe in der toxischen Beziehung

Viele betroffene Frauen bemerken schon früh, dass sie "abhängig" von ihrem Partner geworden sind. Die Beziehung wird zur Last. Trotzdem wird die erlittene "emotionale Gewalt" fast nie als Trennungsgrund gesehen. Die Betroffene übernimmt in der Beziehung oft wie selbstverständlich die Schuld an dem Versagen der Beziehung und sucht eher den Fehler bei sich. Erst wenn eine gewisse Schmerzgrenze erreicht ist, an der die toxische Beziehung nicht mehr verarbeitet werden kann, richtet sich der Blick auf den Partner.

Selbst nach dem Erkennen dieser Fehleinschätzung räumt die Betroffene dem anderen weiterhin wie selbstverständlich das Recht auf Selbstverwirklichung ein und vergisst darüber ihre eigene. Das ist co-abhängiges Verhalten.
Sind diese krankmachenden Muster erkannt und das Opfer bleibt trotzdem vor Ort, ist eine emotionale Abhängigkeit entstanden, die der Partner perfide für sich ausnutzt.

Fremdbestimmung wird gelebt

... zu viele Belastungen werden toleriert

Der übergriffige Partner gibt seine Aufgaben an sein schwächeres Gegenüber ab und kritisiert dann das Ergebnis. Stillschweigend übernimmt die Partnerin die Verantwortung für alles und nimmt die Schuld an, die ihr zugeschoben wird. So kann er sich genussvoll zurücklehnen und die Schuld beim anderen suchen.
Die Partnerin toleriert dieses Verhalten und geht noch einen Schritt weiter. Wo er eigentlich längst partnerschaftliche Verantwortung übernehmen müsste, springt sie ihm zur Seite.
Sie lässt zu, dass alle Themen, in denen er "Fehler" machen könnte, an sie übergeben werden.
Haushalt, Kinder, Haus und Küche stehen in ihrer Verantwortung. Alles was schief läuft, hat sie zu verantworten. Eine enorme Belastung.

... zu viele Tatsachen werden ignoriert

Die Betroffene muss die Last der "emotionalen Misshandlung" tragen und kann ihrem Ärger und ihrer Wut kaum Luft machen. Immer hat der Aggressor "gute Gründe", die sie als Schuldige zurücklassen. Diese Ungerechtigkeit muss verdrängt werden. Unterschwellig entsteht Unmut, Ärger und Groll.
Die Partnerin beginnt, sich gegen die falschen Leute aufzulehnen. Sie wird aggressiv, übellaunig, depressiv und unausstehlich. Die Tatsache, dass sie sich und damit ihr Umfeld selbst negativ verändert, nimmt sie in Kauf und sucht ihr Heil im Vergessen. Nicht selten erfolgt hier der Griff zur Flasche. Sie wird krank, depressiv oder kaum noch ansprechbar.
Ihr Gegenüber nimmt diesen Ansturz so hin, ohne jedes Bestreben etwas ändern zu wollen. Die Partnerin ist alles selbst schuld, er ist das Opfer dieser Tatsache.

... sinnlose Gespräche werden akzeptiert

Am Anfang sind die gemeinsamen Gespräche noch verständnisvoll und kommunikativ. Das ändert sich mit der Zeit. Lügen werden vorgebracht. Die Worte der Partnerin werden verdreht. Die Belastung auf Seiten des Opfers wächst, weil sie sich nicht mitteilen kann. Sie gibt auf und geht den Gesprächen aus dem Weg. Damit nimmt sie in Kauf, dass sie neben ihrem Partner immer mehr emotional vereinsamen wird.

Abhängigkeit und die Kindheit

Trotz der schmerzhaften Entwicklung entsteht eine Art Sucht nach dem Aggressor. Da sich die Betroffene dem Denken des Partners anschließt und im Zweifel sich selbst für die Probleme verantwortlich macht, kann sie sich die Beziehung - schön - reden. Die Gehirnwäsche durch den narzisstischen Partner greift, und die in der Kindheitheit erlernten Verhaltensmuster verstärken das ungesunde System. Die dort erlernten Verhaltensstrukturen tragen viel dazu bei, sich überhaupt erst diesen übergriffigen Partner ausgesucht zu haben und bei ihm auszuharren. Die Betroffene hat schnell das Gefühl, ohne den Aggressor nicht mehr leben zu können. Die Umwelt reagiert verstört und kann viele Vorgänge in der Beziehung gar nicht nachvollziehen.

Die Leidensfähigkeit des Opfers dreht sich im Kreis und die betroffene Frau denkt, dass sie der Sucht nach dem Partner nicht entkommen kann. Jetzt ist sie "tatsächlich" auf den Partner angewiesen. Massive Verlustängste wie in der Kindheit drängen sich auf. Obwohl die Erwachsene scheinbar jederzeit die Beziehung verlassen kann, was sie als Kind ja nicht konnte, bleibt sie vor Ort und verharrt in einer falschen Sicherheit. Für diese Sicherheit opfert sie oft genug ihre Würde oder passt sich an. Auch selbstbewusste Frauen finden sich in diesen ausweglosen Situationen wieder.

Ich gehe!

Der Wille zur Trennung ist da. Das Wissen, um die Notwendigkeit einer Trennung auch. Von einem Verhalten abzurücken, welches von Kindheit an erlernt wurde, ist jedoch nicht leicht und verursacht diffuse Ängste, die schlecht auszuhalten sind. Also geht die Betroffene nach einem kurzen Beziehungsende immer wieder zurück. Sie geht zurück, weil der Schmerz und die Zweifel nicht auszuhalten sind. Dieses Verhalten ist in narzisstischen Partnerschaften schon fast normal.

Viele Betroffene haben narzisstische Väter oder Mütter. Die schon früh erworbene Leidensfähigkeit nutzt der narzisstische Partner für sein eigenes Krankheitsbild. Zwei Bedürftige haben sich gefunden.

Gehe ich immer wieder zurück, stelle ich mich jedoch "meinen" eigenen Dämonen und Ängsten nicht. Stattdessen gehe ich zurück in eine Art Sicherheit. Doch dieses Gefühl ist trügerisch. Bleibt die Betroffene nämlich in der Beziehung, wird ihr mehr und mehr an Kraft entzogen. Viele möchten auch erst Kraft tanken, beim persönlichkeitsgestörten Partner, um dann gehen zu können. Der nächste Trugschluss.

Um zu "Gehen" ist jeder Tag so gut wie der andere. Es wird nicht besser. Manchmal hilft auch nur die Überlegung, dass ein weiterer Versuch, die Beziehung zu retten überflüssig ist. Im Frauenforum und in den Selbsthilfegruppen wird den betroffenen Frauen daher immer wieder bestätigt, was sich die Betroffene selbst oft nicht eingestehen möchte. Dass ihre Einschätzung der Gewalt richtig ist. Dass Ihre Wahrnehmung stimmig ist. Dass ein weiteres Hoffen auf Besserung Jahre dauern kann, ohne dass sich je etwas ändern wird.

Was passiert nach einer Trennung!

Die Muster wirken weiter. Die "emotionale Co-Abhängigkeit" wirkt weiter. Die Sucht nach dem Partner wirkt weiter. Der Selbstwert ist auf dem Nullpunkt. Die Gefahr zurückzugehen oder wieder an den gleichen Typ Mann zu geraten, steigt beträchtlich.
Viele Betroffene stellen fest, dass sie die Beziehung nach der Trennung erst verarbeiten müssen, um in ein neues Leben zu starten. Dieser Gedanke geht in die richtige Richtung. Schnell wird jedoch klar, dass dieser Prozess viel Zeit in Anspruch nimmt und Rückfälle unterbrechen immer wieder den Heilungsprozess. Den Kontakt zum missbrauchenden Ex-Partner komplett einzustellen, ist nicht leicht. Wer die Trennung jedoch durchhält, findet wieder in ein neues Leben. Ein Leben das selbstbestimmend, wertvoll und gut ist.



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