frauenforum KölnBonn - Initiative gegen emotionale Gewalt

Emotionale Gewalt! Warum gehe ich nicht?

Warum gehe ich nicht?

Erlebe ich tatsächlich Gewalt und Missbrauch?

Emotionale Gewalt kommt mehr oder weniger in jeder Beziehung vor. In toxisch gebundenen Beziehungen ist sie jedoch an der Tagesordnung und der "Alltag" vieler betroffenen Frauen. Viele Entschuldigungen für den übergriffigen Partner werden gefunden. Dies sind aber eher Ausreden und ein Schönreden der Beziehung. Warum diese Gewalt ausgerechnet die eigene Person betrifft, ist eine Frage, die sich die Betroffene natürlich auch stellt. Familie und Freunde werden sich dies ebenso fragen, verbunden mit der weiteren Überlegung, warum "frau" sich das eigentlich selbst antut.

Die Abhängigkeit entsteht schleichend

Ist das Opfer innerhalb einer Beziehung an einen Menschen geraten, der eine Persönlichkeitsstörung zeigt und aus diesem Grund "emotionale Gewalt" einsetzt, kommt zusätzlich eine Art Abhängigkeit ins Spiel.
In einer solchen Beziehung gibt die Betroffene nach und nach freiwillig ihr Recht auf, ihr Leben in Selbstbestimmung zu führen. Das geschieht manchmal so subtil und fremdbestimmt, dass es dem Opfer zuerst nicht auffällt.
Viele Verhaltensmuster sind schon aus anderen Beziehungen auffällig gewesen. Sie ist es also gewohnt, für schlechtes Benehmen Entschuldigungen zu finden. Die Beziehung wird nicht mehr hinterfragt. Aufgrund der angewendeten Taktiken wird sie in eine Ecke gedrängt, wo sie eigentlich gar nicht stehen will. Kurz: Es gibt viele Gründe sich freiwillig in diese Ecke zu bewegen. Angewendete Partnerschaftsgewalt ist einer dieser Gründe. Die Freiwilligkeit des Opfers ist ein anderer Grund.

Den Missbrauch deshalb aushalten?

Das ist hier die Frage. Nichtbetroffene sehen oft verächtlich auf das Opfer herab, weil dieses trotz offensichtlicher Partnerschaftsgewalt in der Beziehung ausharrt. In anderen Fällen schlägt der Betroffenen erst ein Nichtverstehen entgegen, weil sie die Vorgänge in der Beziehung scheinbar dramatisiert. Nach Kenntnis der gesamten Vorgänge wird dann oft zum Ausdruck gebracht, dass das Opfer jetzt ganz schnell gehen soll. Wir sprechen hier von Aussagen, die kurz hintereinander erfolgen und mit Verachtung bestraft werden, wenn die Frau sich nicht gleich fortbewegt.

So einfach ist es dann doch nicht!

Es gibt es immer einen Grund, warum das Opfer sich freiwillig misshandeln lässt. Es sind nicht die Gründe, die das Opfer anbringt und eher Ausreden sind, sondern tiefer liegende Ursachen. Wer würde sich schon freiwillig dem schlechtem Benehmen in einem enormen Umfang aussetzen und bei einem Menschen bleiben, der andere dauerhaft, massiv emotional und verbal verletzt?
Nicht selten setzt sich eine Gewaltspirale in Gang, weil diese Art der Beziehung beide Partner bald ans Limit bringt. Der erste Schlag ist manchmal sogar vorprogrammiert. Mit Worten hat der Partner sein Opfer schon längst geschlagen.
Die Betroffene hält trotzdem an der Beziehung fest und setzt sich eben "nicht" mit Ihren Themen auseinander, warum sie nicht "das Weite" sucht. Auch zu ihrer eigenen Persönlichkeitsstruktur findet sie keinen Zugang. Ihr wird nicht genau klar, warum sie dort hineingeraten ist und warum Sie ausharrt. Selbst wenn sie genau weiß, wo die Ursache zu finden ist, bleibt sie. Etwas zu erkennen, heißt noch lange nicht, etwas abstellen können.

Verschiedene Ausgangssituationen sind möglich:

Die Gewalt wird nicht erkannt
Die Betroffene versteht die Vorgänge in der Partnerschaft nicht. Sie hält vieles für ein normales Alltagsproblem, das sich irgendwann lösen wird. Sie muss nur mehr an der Beziehung arbeiten und alles im Gleichgewicht halten. Weil sie sich selbst die Schuld an den Schwierigkeiten gibt, bleibt sie in dieser Beziehung.

Ausharren um jeden Preis
Die Betroffene wurde das erste Mal mit dieser Gewaltform konfrontiert, weiß aber relativ schnell Bescheid. Sie hofft immer wieder neu auf Besserung und versucht den Partner stetig zu ändern. Das wird ihre Lebensaufgabe. Dem Partner wird sie immer wieder die Spielregeln einer liebevollen Partnerschaft erklären. Sie gibt ihr eigenes Leben auf.

der Wiederholungsfall
Die Betroffene stellt fest, dass sie nicht das erste Mal Partnerschaftsgewalt erlebt. Schon wieder hat sie einen Partner gefunden, der ein destruktives Verhaltensmuster zeigt. Sie hat jedoch nicht aufgearbeitet, was in den voran gegangenen Partnerschaften passiert ist und warum sie sich immer wieder in die gleiche Situation begibt. Sie bleibt in der Beziehung, weil sie sich nicht vorstellen kann, dass es bessere und vor allem anders ausgerichtete Partnerschaften für sie geben wird.

immer wieder Rückfälle
Die Betroffene geht freiwillig immer wieder in die gleiche Beziehung zurück und hat für sich keine Strategie entwickelt, die sie davor schützen kann. Sie hat für sich nicht geklärt, warum sie sich das immer wieder selbst antut. Die Liebe zu einer anderen Person wird ihr erklärtes Ziel und sie vernachlässigt alles andere. Ihr Leben wird zu einer einzigen Baustelle.

Frage, Auslöser und Grund

In allen diesen Fällen wird es Zeit sich zu fragen: Warum passiert mir das? Warum ich? Es gibt immer einen Auslöser. Es gibt Ursachen und Gründe für ein so selbstzerstörerisches Verhalten. Einige Möglichkeiten werden hier aufgezeigt, um die Muster zu verdeutlichen. Natürlich gibt es für jede Betroffene einen anderen, ganz individuellen Hintergrund.

gewohntes destruktives Verhalten
Manche kennen das Verhalten ihres Partners schon aus ihrer eigenen Kindheit. Es wurde Ihnen von den Eltern oder anderen Bezugspersonen vorgelebt. Für sie ist es annehmbar, weil es etwas ist, das sie gewohnt sind. Mit der Zeit sehen sie aber auch, dass es andere Partnerschaften gibt. Doch die Jahre vergehen und ihre eigene Beziehung hängt immer an denselben Problemen fest.

das Leben ohne den Partner scheint sinnlos.
Der Aggressor seinerseits nimmt die schlechte Beziehung so hin, ohne jedes Betreben dauerhaft etwas ändern zu wollen. Trennungsgespräche sind zwar an der Tagesordnung, aber ohne dass die Beziehung ernsthaft beeinträchtigt wird. Man geht einfach wieder zum Alltag über. Eine Lösung steht nicht im Raum.

die Angst vor Veränderungen
Der aktive Kampf gegen das destruktive Verhalten würde Konsequenzen mit sich bringen, die das Opfer nicht tragen will. Eine Trennung kommt für das Opfer nicht in Frage. (Sozialer Abstieg, Verlust von Ansehen, Verlust von materiellen Werten). Aus Angst vor diesen Konsequenzen ist die Frau bereit alles andere hinzunehmen und findet für sich Lösungen, dies zu ertragen. Psychosomatische Krankheiten häufen sich und der Griff zur Flasche ist auch nicht ausgeschlossen.

die Co-Abhängigkeit .
Co-Abhängige können in Angst und Schrecken versetzt werden durch die Möglichkeit, den Partner zu verlieren. Alleine zu leben ist schlimmer, als sich der erlebten "Partnerschaftsgewalt" weiter auszusetzen. Für die destruktiven Verhaltensweisen des Partners werden deshalb immer wieder die wildesten Entschuldigungen gefunden.

Selbstbewusstsein, gleich Null
Die Partnerin kann sich nicht vorstellen, dass sie es wert genug wäre, aufgrund ihrer Persönlichkeit geliebt zu werden. Schon die Erlebnisse in ihrer Kindheit haben sie zu dieser Überzeugung gebracht. Über ihre Aufopferung für den Partner kompensiert sie das. Sie fühlt sich gebraucht und geliebt für das, was "sie" alles für ihren Partner tut. Das sie in diesen Beziehungen kaum etwas zurück erhält, empfindet sie als normal, weil sie bereits akzeptiert hat, dass sie nichts anderes verdient hat.

Co-Abhängigkeit und Helfersyndrom
Manche Betroffene verlieren sich im Helfersyndrom. Zur Taktik des Aggressors gehört es, den "Hilflosen" zu spielen. Besonders am Anfang, bevor das destruktive Verhalten langsam Oberhand gewinnt.
Die Partnerin fühlt sich gebraucht. Selbst wenn die Partnerin merkt, dass etwas nicht stimmt, bleibt sie in Ihrer Helferrolle verankert. Das Opfer will den Partner unbedingt verstehen und entschuldigt deshalb seine kranken Verhaltensmuster. Sie versucht Ihren Partner zu retten, auch wenn sie selbst untergeht. Sie ist es gewohnt, für ein bischen Liebe arbeiten zu müssen.

angepasstes Verhalten wir fortgesetzt
Die Betroffene ist angepasst erzogen worden. Wichtige Bezugspersonen haben immer Recht. Sich Aufzulehnen kommt Ihr nicht in den Sinn. Das schlechte Verhalten des Partners wird lange Zeit nicht in Frage gestellt und nur ganz selten verurteilt. Es wird hingenommen als etwas Unausweichliches.
Die Beziehung gerät in eine Gewaltspirale. Je mehr sich der destruktive Partner erlauben kann, desto mehr wird er die Gewalt umsetzen. Das Opfer sieht sich schnell in der Opferrolle und fühlt sich darin sicher. Der Partner bleibt und nur das ist wichtig.

ich gebe niemals auf
Die Betroffene fühlt sich verpflichtet den Partner zur Einsicht zu bringen. Sie hofft so eine bessere Partnerschaft führen zu können und bleibt, weil sie die Beziehung einfach schaffen "will". Sie hat in ihrem Leben alles geschafft, also schafft sie das auch.
Aufgrund der erlebten Gewalt beginnt sie sich leider gegen die falschen Leute aufzulehnen. Sie wird aggressiv, übellaunig, depressiv, oder unausstehlich. Bald leidet nicht nur sie selbst, sondern auch andere Personen in ihrem Leben (Kinder, Eltern, Freunde, Arbeitskollegen). Die Betroffene sieht dies alles sehr genau und das verstärkt weiter ihre Bereitschaft, sich noch mehr in die Beziehung einzubringen, um dieses Problem gleich mit lösen zu können. Ein Trugschluss.

Ich liebe ihn

Diese Feststellung toppt alles. Ja, es stimmt. Betroffene lieben und brauchen ihren Partner. Wobei das "Brauchen" allerdings einen höheren Stellungswert hat. Sie "wollen" nicht alleine sein. Um keinen Preis der Welt. Dann lieber eine destruktive Partnerschaft, als gar keine.
In schweren Fällen kann dies in einer Beziehungssucht enden. Diese kann aber auch schon vorher bestanden haben und die Betroffene hatte Glück, dass sie nicht schon vorher an einen missbräuchlichen Partner geraten ist. Gerät sie immer wieder an solche Personen, sollte sie für sich klären, welche Gründe sie immer wieder in so eine Partnerschaft treibt.

Ich will mich nicht verändern

Wieder andere wollen ihrem Leben keine andere Wendung geben, weil sie mit den finanziellen Begebenheiten zufrieden sind oder weil es Kinder gibt, denen sie nicht die Kindheit verderben wollen. Die Betroffene will warten, bis ihre Kinder alt genug sind.
Dabei gibt es nichts Schlimmeres für Kinder, als zu sehen, was ihre Mutter in dieser Zeit alles erdulden muss. Diese Lebenslügen werden am "Leben" gehalten, um den jetzigen Zustand vor sich selbst zu rechtfertigen. Nichts bringt das Opfer von seiner selbst gewählten Einstellung ab.

Angst vor der Zukunft

Wieder andere Betroffene denken, sie könnten keinen Partner mehr so lieben wie diesen einen. Für diese ist die Welt und das Leben am Ende, nach einer Trennung.
Ein weiterer Grund kann sein, dass die Betroffene nie alleine gelebt hat und nicht weiß, wie sie ihre Zukunft gestalten soll. In einer schlechten Beziehung gefangen, versucht sie das Beste aus ihrem Leben zu machen. Was natürlich nicht gelingt. Viele Betroffene werden trotz ihrer Duldsamkeit eines Tages von ihrem destruktiven Partner verlassen und reagieren dann aufgrund dieser Tatsache vollkommen verbittert.

Die letzte bange Frage - Warum ich ???

Du bist zu einem Zeitpunkt in sein Leben getreten bist, wo er nach jemanden gesucht hat, der ihn bestätigt und den er bewundern kann. Bewundern in dem Sinne, dass er deine besonderen Fähigkeiten (deine Stärke, deine Lebensfreude) für sich selbst nutzen will. Du warst zur falschen Zeit, am falschen Ort. Das ist alles. Das kann jedem passieren. Die richtge Frage ist, warum gehst du nicht?

Vielleicht hat diese Seite etwas in dir ausgelöst? Hast du dich in den Beispielen wiedergefunden? Dein destrutiver Partner setzt emotionale Gewalt ein, um die genannten Muster in dir zu verstärken und spielt mit ihnen. So kann er dich dominieren und du denkst, du hast sein Verhalten verdient, weil du nichts wert bist.

Das ist falsch. Das ist Unsinn. Im Inneren weißt du das auch. Wenn dein Partner in deiner Nähe bleibt, wirst du immer wieder dieses Gefühl erleben. Es gibt nur eine Lösung.
Geh!


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